Von Yzabelle Bostyn
Spanische Wissenschaftler haben eine bemerkenswert einfache Methode entdeckt, um die Immuntherapie im Kampf gegen Krebs zu unterstützen: Aspirin.
Junge spanische Wissenschaftler, darunter die 29-jährige Anais Elewaut, Tochter belgischer Auswanderer aus Málaga, haben bei Tierversuchen eine revolutionäre Behandlungsmethode entwickelt. Gemeinsam mit Guillem Estivill, 28, aus Barcelona arbeitet sie am Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie in Wien, Österreich.
Ihre Entdeckung zeigt, dass entzündungshemmende Medikamente wie Aspirin die Immuntherapie unterstützen können.
„Ratten, die Immuntherapie und entzündungshemmende Medikamente erhielten, lebten deutlich länger, und einige waren sogar zu 100 Prozent geheilt“, erklärte Estivill.
Neue Erkenntnisse zur Aktivierung von Killer-T-Zellen
Die Studie der beiden Wissenschaftler wurde in der renommierten Fachzeitschrift Natureveröffentlicht.
Krebs entsteht, wenn menschliche Zellen sich unkontrolliert vermehren und dabei das Immunsystem umgehen, das sie nicht als Bedrohung erkennt.
Weiße Blutkörperchen, die Abwehrkräfte des Körpers, entstehen im Knochenmark. Einige reisen zur Thymusdrüse, wo sie sich zu zytotoxischen T-Lymphozyten entwickeln – Zellen, die infizierte oder schädliche Zellen zerstören können.
Das Wiener Forschungsteam hat eine bisher übersehene Schlüsselrolle bei der Aktivierung dieser Killer-T-Zellen entdeckt: die Monozyten, eine weitere Art weißer Blutkörperchen.
Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass Monozyten durch das Blut wandern, Bruchstücke von Krebszellen aufnehmen und diese den T-Zellen präsentieren, die dann reaktiviert werden und den Tumor angreifen.
Die Studie beleuchtet auch, wie Tumorzellen Angriffe des Immunsystems abwehren können:
• Tumorzellen erhöhen die Produktion von Prostaglandin E2, einer Substanz, die die Monozyten blockiert.
• Gleichzeitig senken sie die Produktion von Interferonen, Proteinen, die das Immunsystem stimulieren.
Aspirin als Ergänzung zur Immuntherapie
Die Forschung ergab, dass entzündungshemmende Medikamente, die Cyclooxygenase hemmen, wie Aspirin, eine vielversprechende Strategie darstellen, um die Wirksamkeit der Immuntherapie zu steigern. Diese Medikamente blockieren die Produktion von entzündlichen Molekülen wie Prostaglandin E2.
Estivill bleibt optimistisch, auch in Anbetracht früherer Studien am Menschen:
„Unsere Meta-Analysen zeigen, dass Immuntherapie-Patienten, die zusätzlich entzündungshemmende Medikamente wie Aspirin oder Ibuprofen einnehmen, bessere Ergebnisse erzielen.“
Dennoch betont das Team, dass Tumore oft zurückkehren, was neue Kombinationen und Dosierungen erfordert. Die bisherigen Experimente sind jedoch vielversprechend.
Nebenwirkungen und alternative Ansätze
Anais Elewaut, Biotechnologin aus Málaga, warnt vor möglichen Nebenwirkungen:
„Die Prostaglandin-E2-Spiegel in Tumoren sind extrem hoch. Um diesen Prozess zu hemmen und die Immuntherapie zu verbessern, benötigt man sehr viel Aspirin oder Ibuprofen. Diese Medikamente haben jedoch zahlreiche Nebenwirkungen wie Magen- und Herz-Kreislauf-Probleme. Wir müssen daher eine Kombination aus Aspirin, Immuntherapie und wahrscheinlich anderen Medikamenten finden.“
Auch die Laborleiterin Anna Obenauf betont, dass Aspirin nur eine von mehreren möglichen Optionen ist. Ähnliche, aber spezifischere Medikamente wie Celecoxib, das zur Linderung von Arthritis-Schmerzen eingesetzt wird, könnten bessere Ergebnisse liefern.
„Es laufen bereits klinische Studien mit einigen dieser Medikamente. Ich vermute, dass sie Wirkung zeigen werden, und unsere Studie zeigt, wie dieser Effekt durch Kombinationstherapien verstärkt werden kann“, so Obenauf.
Lob aus der Fachwelt
Marisol Soengas, Biologin und Präsidentin der Spanischen Vereinigung für Krebsforschung, lobte die Studie:
„Die Forschung ist sehr fundiert und umfassend, da sie mit verschiedenen Zellmodellen und genetisch modifizierten Tiermodellen arbeitet.“
Soengas, die die Melanomgruppe am Nationalen Zentrum für Onkologische Forschung in Madrid leitet, mahnt jedoch zur Vorsicht. Sie betont, dass die Ergebnisse der Kombination von entzündungshemmenden Medikamenten mit den gängigsten Immuntherapien, wie den sogenannten Immun-Checkpoint-Inhibitoren, abgewartet werden müssen.