4 Oct, 2024 @ 14:31
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Dunkle Wendung?

von Walter Finch

„Wir alle hatten den Verdacht, dass sich in den Containern Drogen befanden“: Das Rätsel um das in Barcelona verschwundene deutsche Ehepaar nimmt eine dunkle Wendung.

Ein deutsches Ehepaar, das in einem gefährlichen Viertel von Barcelona verschwand, könnte auf der Flucht vor Schulden gewesen sein, die sie bei internationalen Kokainhändlern angehäuft hatten.

Von Ralf Buchholz und Petra Gehde, beide 53 Jahre alt, fehlt seit dem 19. Juli jede Spur. Ihr Wohnmobil wurde in La Mina, einem Viertel in Sant Adrià de Besòs, unverschlossen und mit steckendem Schlüssel gefunden. Darin befanden sich all ihre Habseligkeiten: Koffer, zwei Elektrofahrräder, Medikamente, Petras Reisepass und, besonders beunruhigend, ihre Hauskatze und ihr Hund, die in Käfigen zurückgelassen worden waren.

Zuletzt wurde das Paar am selben Tag beim Auschecken aus einem Hotel in La Jonquera, einem kleinen Ort nahe der französischen Grenze, in Begleitung einer unbekannten dritten Person gesehen.

Ehemalige Mitarbeiter von Ralf und Petra befürchten nun, dass ihr Hamburger Obst- und Gemüsegroßhandel möglicherweise mehr transportiert hatte als nur Früchte. „Ralf hat letztes Jahr den Großhandel und alle Mitarbeiter vom Vorbesitzer übernommen. Im Mai erhielten wir Lieferungen von Ananas und Bananen aus Kolumbien, aber es kamen nie Rechnungen dafür an. Wir bekamen nur die Standorte der Container – jedoch wurden nur wenige entladen. Der Rest blieb im Hafen und wurde irgendwann entsorgt. Wir hatten alle den Verdacht, dass da Drogen drin waren, und vermuteten, dass Ralf involviert war, aber sicher waren wir uns nicht“, berichtete ein ehemaliger Angestellter anonym gegenüber der Olive Press.

Zusätzlich betrieb Ralf ein weiteres Unternehmen im Bereich Spedition und Transport, das am 10. Juli Insolvenz anmelden musste, da es sich zu stark verschuldet hatte. „Ich weiß nicht, was jetzt mit den Firmen passiert. Die Geschäfte sind abgeschlossen und wir Angestellten arbeiten nicht mehr dort. Viele Lieferanten wurden nicht bezahlt. Deshalb haben wir keine Waren mehr erhalten, um sie an unsere Kunden zu liefern“, so der Ex-Mitarbeiter weiter.

Die Quelle beschrieb Ralf als „unsympatisch“ und Petra als „Schätzchen“. Die beiden waren seit acht Jahren ein Paar, aber Petra soll Angst vor ihm gehabt haben, da er sie schlecht behandelte. „Ich glaube, sie hatte Angst, sich von ihm zu trennen“, so der ehemalige Mitarbeiter.

Es wird vermutet, dass das Paar gefälschte Ausweise hatte und untertauchen wollte. Ralf hatte im Mai gegenüber den Mitarbeitern erwähnt, dass er „vor Jahresende nach Mexiko“ reisen wolle. Zunächst hatten sie erzählt, dass sie eine kurze Auszeit nehmen wollten, um von der Arbeit abzuschalten. Ermittlungen ergaben jedoch, dass Ralf und Petra am selben Tag im Hotel in La Jonquera ein- und ausgecheckt hatten, was darauf hindeutet, dass sie nur wenige Stunden dort verbrachten, bevor sie mit der mysteriösen dritten Person abreisten.

Von La Jonquera ist es eine zweistündige Fahrt nach La Mina, wo das auffällige Wohnmobil mit deutschem Kennzeichen gefunden wurde. „Ich glaube, sie wollten mit ihren gefälschten Ausweisen untertauchen. Deshalb nahmen sie die Tiere mit. Vielleicht haben sie nicht bedacht, dass sie Papiere und Maulkörbe für die Tiere brauchen, um mit dem Zug oder Schiff weiterzureisen und ließen sie deshalb zurück. Ralf war nie jemand, dem das Wohl der Tiere wichtig war. Aber wenn sie wirklich nur in den Urlaub gefahren wären, warum nahmen sie die Katze mit? Den Hund verstehe ich ja noch, aber wer nimmt schon eine Katze mit in den Urlaub?“, mutmaßte der ehemalige Angestellte.

Das seltsame Verschwinden des Paares wirft viele Fragen auf. Auch die Nachbarn aus der Kleinstadt Neuenkirchen, nahe der niederländischen Grenze, stellen sich Fragen und berichten, dass am 20. Juli, einen Tag nach dem Verschwinden der beiden, ein roter VW-Bus vor ihrem Haus verschwand. Einige Tage später, um den 26. Juli, sollen Möbel aus dem gemieteten Haus entfernt worden sein. Der Verbleib eines großen schwarzen Lastwagens, den das Paar kurz vor ihrem Verschwinden gekauft hatte, ist ebenfalls ungeklärt. Auch ihr BMW verschwand vor dem 19. Juli.

Das plötzliche Verschwinden dieser wertvollen Gegenstände führte zu Spekulationen über einen möglichen Ausverkauf des Paares, um an Geld zu gelangen. Andere hingegen spielten die Vorfälle herunter. „Wir wissen nur, dass diese Fahrzeuge verschwunden sind, sonst nichts. Sie könnten auch einfach irgendwo in einer Garage stehen“, erklärte eine dem Paar nahestehende Person. 

Die Person warnte jedoch auch: „Ralf war jemand, der immer nach Möglichkeiten suchte, Geld zu verdienen.“

Derweil konnten deutsche Behörden bei einer großangelegten Operation mehr als 35 Tonnen Kokain beschlagnahmen, die größtenteils im Hamburger Hafen sichergestellt wurden. Berichten zufolge erschwerten die Täter die Ermittlungen, indem sie ein Netz aus Dutzenden von Unternehmen nutzten, um den Kokainhandel zu organisieren.

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